Presse

Wir haben für Sie hier einige Meldungen der lokalen Presse zusammengestellt:


Darmstädter Echo
20.11.2005

Friedensplatz – Möbelhaus „Funktion“ zieht in Neubau

Ob der alte Pavillon abgerissen wird, bleibt weiter offen

In einem Jahr wird Gerhard Wolf sein neues Möbelhaus am Friedensplatz eröffnen. Das versprach der Inhaber von „Funktion" gestern Mittag bei einer Pressekonferenz im Magistratssaal. Zuvor hatten das Land Hessen und die Stadt Darmstadt erklärt, alle Zwistigkeiten zwischen allen Beteiligten seien ausgeräumt. Man habe eine Lösung gefunden, bei der jeder Gewinner sei.
Rund zwanzig Minuten lang versicherten die Politiker einander, wie gut man harmoniert habe. Obwohl doch die Verhandlungen „äußerst schwierig" waren. Die eigentlichen Gesprächspartner schwiegen dazu und verzogen keine Miene - die Investoren. Da ist einmal die Gesellschaft Biskupek-Scheinert. Sie erwirbt nun für 700 000 Euro vom Land Hessen bislang unbebaute Flächen zwischen Friedensplatz und Paliparkplatz und errichtet darauf, im Winkel, zwei Gebäude, eins für Büros, das andere für die „Funktion".
Thiele kauft das Staatsbauamt
Da ist zum zweiten die Biag-Immobilien-Anlage-GmbH, vertreten durch Wolfgang Thiele, die im Bieterverfahren des Landes genug Geld auf den Tisch gelegt hatte, um die Erstinteressenten Biskupek-Scheinert aus dem Feld zu schlagen. Trotzdem erhält die Biag den Bauplatz nicht, dafür jedoch darf sie dem Land für 1,55 Millionen Euro das benachbarte Staatsbauamt abkaufen - und für 15 Jahre ans Finanzministerium vermieten.
Diese Lösung präsentierten gestern Oberbürgermeister Walter Hoffmann und Staatssekretär Walter Arnold. Hoffmann sprach vom „November als Monat der Besinnung", und dass im entscheidenden Moment „die Beteiligten über ihren Schatten gesprungen" seien - „es stand auf Messers Schneide." Allerdings musste der Oberbürgermeister doch Luft holen, bevor er auch den Investoren dankte. Arnold war die Erleichterung ebenfalls anzumerken, das Thema vom Tisch bekommen zu haben. Er gab das Wort an Ruth Wagner weiter, die Anfang 2003 noch als Wissensschaftsministerin den Weg zu einer Neuordnung der städtebaulichen Situation zwischen Rheinstraße und Landesmuseum hatte ebnen wollen.
Damals wünschte Wolf, den einst als „Schlosscafe" geplanten Pavillon an der Schlossmauer, den er für das Möbelhaus „Funktion" nutzt, durch einen Neubau zu ersetzen. Der Aufstand der Denk¬malschützer mündete schließlich in Wagners Veto, und in dem ihres Nachfolgers Udo Corts. Also kein Neubau an alter Stelle. Daraufhin entwickelte der Architekt Ernst-Friedrich Krieger für Wolf eine völlig andere Idee: „Funktion" in einem neuen Haus, das als schlanker Riegel hinter dem Staatsbauamt Platz nimmt. Wolf zöge um, der hässliche Pavillon könnte abgerissen werden, und alle wären zufrieden.
Es war Krieger ein Leichtes, die Vorzüge dieser Lösung gestern noch einmal zum Strahlen zu bringen. Er rühmte „die Politik der kleinen, feinen Orte"; vergaß auch die Sottise nicht, dass „Dinge, die für Darmstadt wichtig sind, nicht immer das Ausmaß eines Einkaufszentrums in Weiterstadt haben müssen". Die Passage, die zwischen seinem Neubau und der Rückseite der Rheinstraßenbebauung entsteht, könnte, so Krieger, eine ähnliche Qualität bekommen, wie sie die Höfe zwischen Schulstraße und Stadtkirche schon haben. Hoffmann nickte da sehr anerkennend.
„Nachbarschaftlich verhalten"
Der Ort, derzeit halb Brache, halb Parkplatz, wird jedenfalls aus dem Dornröschenschlaf geküsst. Die Verträge, gab Staatssekretär Arnold bekannt, seien am Donnerstag unterschrieben und notariell beglaubigt worden. Im übrigen - auch das Geschäft mit Thiele rechne sich fürs Land; mieten sei allemal billiger als besitzen, weil man so die Bauunterhaltung spare. Thiele schwieg.
Investor Ulrich Scheinert sagte, wieviel er in den Neubau investieren wolle, habe er leider nicht im Kopf. Sein Konkurrent Thiele sagte spitz, soweit er wisse, investiere Scheinert sechs Millionen. Dann sagte Thiele, er sei „nicht so glücklich" mit Scheinerts Neubau, „aber wir werden uns nachbarschaftlich verhalten". Scheinert und Thiele teilen sich unter anderem siebzig Parkplätze unter und über der Erde.
Gibt es noch ein Schlosscafe?
So weit, so gut. Offen blieb, was aus dem alten Pavillon wird, den der frühere Oberbürgermeister Peter Benz mal „Schützenpanzer" genannt hat. Für den braunen Klops verfügt Wolf über ein Erbbaurecht bis ins Jahr 2032. Das müsste die Stadt ablösen, wenn sie den Abriss will. Wolf sagte vergnügt, er sei bereit, der Ball liege beim Magistrat. Worauf Baudezernent Dieter Wenzel erwiderte, er fände den Pavillon gar nicht so schlimm. Wolf erklärte, zwei Jahre lang werde er in der Blechkiste Zweite-Wahl-Möbel der Versandmarke „Cairo" verkaufen; wenn dann nichts passiert sei, müsse er den Pavillon allerdings vermieten, wohl an einen Wirt, der dann einen Vertrag über mindestens zehn Jahre will.
Gibt's doch noch ein Schlosscafe? Ruth Wagners Lieblingsidee ist ja, ein Cafe im Lange Bäuchen einzurichten, dem kleinen Nachkriegsbau, den das Land an die ehemals Großherzogliche Vermögensverwaltung vermietet hat. Ob er nicht endlich Donatus Landgraf von Hessen die Kündigung schicken wolle, wurde Arnold gefragt. Der hob erschrocken die Hände: „Oh, das ist sehr komplex."