Darmstädter Echo
02.12.2016

GESUNDHEIT In Heppenheim entsteht Ärztezentrum

Grenzen zwischen ambulant und stationär werden abgebaut

HEPPENHEIM - Am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim wurde am Donnerstag mit dem Bau eines Ärztehauses begonnen. Das Fachärztezentrum am nördlichen Ende des Geländes soll in einem Jahr fertig sein. Die Darmstädter Investorengruppe Biskupek, Scheinert und Moog gibt zwölf Millionen Euro aus. Gleichzeitig soll ein Parkhaus gebaut werden, und der gesamte Klinikkomplex wird direkt an den Öffentlichen Personennahverkehr angebunden.

Wie alle Redner beim symbolischen ersten Spatenstich lobte Heppenheims Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), dass mit dem Ärztehaus stationäre und ambulante medizinische Versorgung zusammenrücken. Mit der Vitos-Klinik südlich des Kreiskrankenhauses und dem Ärztehaus entsteht das, was Burelbach im Bürgermeisterwahlkampf vor sechs Jahren ein „Medizin-Cluster“ genannt hat. Burelbach am Donnerstag: „Ich glaube, hier haben zwei Nachbarn zusammengefunden, die gut zueinander passen.“

Dass nicht früher mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte, ist darauf zurückzuführen, dass ein anderer Investor Insolvenz anmelden musste. Der frühere Heppenheimer Bürgermeister Ulrich Obermayr (CDU) brachte daraufhin die Biskupek-Scheinert GbR ins Spiel. Diese Gesellschaft hat an der Tiergartenstraße in Heppenheim wie im gesamten Rhein-Neckar-Raum mehrere Immobilien geplant und gebaut. Allerdings musste am Kreiskrankenhaus nach dem Investorenwechsel umgeplant werden. Denn in der Zwischenzeit hatte das Universitätsklinikum Heidelberg – seit 2013 Mehrheitsgesellschafter des Krankenhauses – das zunächst vorgesehene Gelände für die eigenen Umbau- und Sanierungspläne gebraucht. Das Kreiskrankenhaus stellt den Investoren ein anderes, 2300 Quadratmeter großes Gelände in Erbpacht zur Verfügung. Ähnlich wie Burelbach lobte die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz (CDU) das Projekt. Sie ist als Dezernentin für das Krankenhaus zuständig. Das Universitätsklinikum als „gewichtiger Partner im Gesundheitswesen“ sei prädestiniert, mit den niedergelassenen Fachärzten zusammenzuarbeiten. Unter anderem soll im Fachärztehaus auf vier Etagen mit 7000 Quadratmeter Nutzfläche ein Dialysezentrum eingerichtet werden.

„Das Projekt passt gut zu uns“, mit diesen Worten bestätigte Irmtraud Gürkan die Aussagen der Dezernentin. Irmtraud Gürkan ist die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums, das insgesamt 12 000 Menschen beschäftigt. Auch sie erwartet Synergieeffekte, beispielsweise in der Inneren Medizin und in der Chirurgie. So ist denkbar, dass das Krankenhaus für kleine Eingriffe, zum Beispiel in der gynäkologischen Diagnostik, bei Gelenkspiegelungen oder Fußoperationen das Operationszentrum im Fachärztehaus nutzt. Es wird geprüft, ob das Krankenhauslabor und die zentrale Sterilisation für Operationsinstrumente dem Ärztezentrum Leistungen anbieten können.

Stephan Hörl, Geschäftsführer der Kreiskrankenhaus GmbH, beschrieb sowohl die Entwicklung, die psychische und die somatische Medizin zusammenführt, als auch die Verbindungen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. „Der Bürger will nicht unterscheiden“, sagte er. Viele Patienten, wählen die Klinik als Anlaufstation, obwohl sie auf der Suche nach dem hausärztlichen Notdienst sind.

Ähnlich wie die Nähe zur Vitos-Klinik durch den Bau eines Verbindungsganges deutlich wird, sollen Ärzte- und Krankenhaus durch eine Brücke verbunden werden.

„Wir bauen ein Zentrum, dessen Architektur optisch und funktional den Ansprüchen an ein solches Gebäude gerecht wird“, erklärt Investor Ulrich Scheinert. Ein Großteil der Räume sei bereits vermietet. Die Einheiten haben Nutzflächen von 120 bis 1000 Quadratmeter. Die Räume sind barrierefrei erreichbar. Eine Doppelaufzuganlage ist integriert. Wie Bürgermeister Burelbach sagte, soll der Neubau – wie Kreiskrankenhaus und Vitos – umweltfreundlich von der Heizanlage des Zweckverbands Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB) versorgt werden.

UNTER EINEM DACH

Neben Praxen für Fachärzte ist in dem Neubau am Kreiskrankenhaus Bergstraße unter anderem ein ambulantes Operationszentrum geplant. Zudem bietet die Einrichtung Platz für eine pneumologische Praxis und für ein Dialysezentrum. In der obersten Etage, ein sogenanntes Staffelgeschoss (gegenüber den drei darunterliegenden Vollgeschossen eingerückt) sind zwölf Apartments für Beatmungspatienten geplant. Auch werden in dem Gebäude ein Sanitätshaus und ein Café einziehen. (ai)