Darmstädter Echo
23.08.2005
Glashaus in der schmalen Gasse
Oberbürgermeister Walter Hoffmann will das Finanzministerium in Wiesbaden kontaktieren
Auch wenn es manchmal anders scheint: Es ist kein Naturgesetz, dass Darmstadts Innenstadt immer hässlicher wird. Es kann auch gute Entwicklungen geben vorausgesetzt, dass jemand die Qualität eines Ortes erkennt und ihm dazu das Richtige einfällt.
So eine Entwicklung deutet sich am Friedensplatz an. Betonköpfe einer längst vergangenen Planergeneration haben dort eine unwirtliche Gestrüpplandschaft hinterlassen. Die soll in geraumer Zeit abgeräumt werden.
Allerdings wird dann der Blick frei auf die rostige Qualle des einstigen Schlosscafés, des Möbelhauses Funktion. Auch das soll weg. Und es könnte weg, wenn Inhaber Gerhard Wolf nebenan ein neues Möbelhaus hinstellen dürfte.
Er würde seine noch dreißig Jahre währende Erbpacht der Stadt verkaufen und das Landesgrundstück zwischen Paliparkplatz und Friedensplatz erwerben. So das Konzept, das Wolf mit seinem Architekten Ernst-Friedrich Krieger und dem Investor Ulrich Scheinert entwickelt hat.
Dabei, so sagte Krieger am Dienstag, als er seine Pläne im Detail vorstellte, ist das eine Lösung, von der alle profitieren können die Stadt, weil sie den alten Pavillon abreißen kann, Wolf, weil er ein neues Gebäude erhält, das Land, weil es ein Grundstück verkaufen kann, das es sonst so leicht nicht loswürde, und die Bürger, weil hier eine bislang tote Ecke den Impuls bekommt, sich zu einer lebendigen Passage zu verändern.
Auf unerwartete Weise ist diese Lösung plötzlich gefährdet worden: Als offenbar wurde, dass das Landesgrundstück zum Verkauf steht, meldete sich ein zweiter Interessent und bot einen höheren Preis. Nun bemüht sich Oberbürgermeister Walter Hoffmann, das Finanzministerium in Wiesbaden so zu motivieren, dass es zu dem ursprünglich ausgehandelten Geschäft zurückkehrt.