Darmstädter Echo
21.07.2015
GROSS-UMSTADT - OFFENE TÜR
Auf dem Gelände des Krankenhauses in Groß-Umstadt ist der Neubau erstmals zu besichtigen
Fast vollständig belegt ist der Neubau eines Ärztehauses auf dem Gelände der Kreisklinik in Groß-Umstadt. Dort praktizieren jedoch nicht nur Ärzte. Erstmals konnten nun zahlreiche Besucher die Ergänzung des Krankenhauses in Augenschein nehmen.
Der Landkreis, Eigentümer und Betreiber der Klinik und eines zweiten Standortes in Seeheim-Jugenheim, hat ehrgeizige Pläne fürs Kreiskrankenhaus. Das einst angegliederte Kreispflegeheim, inzwischen durch einen Senio-Bau in der Umstädter Innenstadt ersetzt, hat als Interims-Unterkunft für die Krankenhausverwaltung und einige Abteilungen der Kreisverwaltung ausgedient, der Abriss soll noch in diesem Jahr beginnen. Auf dem frei werdenden Gelände wird dann ein neues Bettenhaus errichtet werden, das breiter und flacher ist als das zehnstöckige Hochhaus, das nicht zuletzt wegen langer Wartezeiten an den Aufzügen kaum rentabel zu betreiben ist.
Die Krankenhausverwaltung ist schon im April in die oberen Etagen des als „Gesundheitszentrum Groß-Umstadt“ firmierenden Gebäudes umgezogen, bei dessen Errichtung der Kreis auf die Zusammenarbeit mit dem privaten Investor Peter Biskupek gesetzt hat. 9,5 Millionen Euro hat die Unternehmensgruppe Biskupek-Scheinert in das Projekt investiert, wozu 500 000 Euro für den Erwerb des etwas mehr als 1900 Quadratmeter großen Baugrundstücks gehörten.
Ein weiterer wichtiger Mieter ist die Krankenpflegeschule, die der Landkreis vorerst noch mit dem Rochus-Krankenhaus in Dieburg betreibt. Dieses Krankenhaus mit tief reichenden katholisch-karitativen Wurzeln ist inzwischen an das Klinikum Darmstadt verkauft, das eine eigene Krankenpflegeschule betreibt. Darin sind vermutlich die Gründe zu suchen, warum die Zusammenarbeit zwischen Kreisklinik und Rochus im Osten des Landkreises aufgekündigt ist. Dies jedenfalls teilte Kreiskliniken-Geschäftsführer Christian Keller auf Nachfrage mit.
Durch das neue Domizil über der Tiefgarage des Ärztehauses schweben am Tag der offenen Tür Krankenschwestern mit geradezu hippiehaftem Blumenschmuck im Haar. Die Frage, ob dies die künftige Dienstkleidung ist, wird von einem vorbeischwebenden Wesen mit feenhaftem Lächeln beantwortet. Weit irdischer geht’s bei zahlreichen Demonstrationen der Klinik-Abteilungen zu. Beim Angebot der ästhetischen Chirurgie zur Lippenunterspritzung kneift die Erste Kreisbeigeordnete Rosemarie Lück allerdings reflexartig die Lippen zusammen.
4200 Quadratmeter sind zu 90 Prozent vermietet
Peter Biskupek ist ein begehrter Gesprächspartner. Groß-Umstadts Bürgermeister Joachim Ruppert wirbt für das neue Gewerbegebiet, das die Stadt gerade ausweist. Zwischendurch findet der Investor und Hausherr des „Gesundheitszentrums“ ein paar Minuten für die Presse: „Es sind noch nicht alle Mieter eingezogen. Stand zum 1. Oktober wird aber sein, dass bis auf 350 Quadratmeter die 4200 Quadratmeter Nutzfläche weitgehend belegt sind. Die Krankenhausverwaltung nimmt 1100 Quadratmeter ein. Es folgen ein Zahnarzt und ein Osteopath. Weiter nach unten bauen wir gerade aus – ein ganzes Geschoss mit 1200 Quadratmetern für die Betreuung von Schwerbehinderten. Handelseinig waren wir eigentlich auch mit der Dialyse-Station in Umstadt, doch haben das unternehmens-interne Umstrukturierungen des Betreibers zunichtegemacht.“ Platz wäre in dem Gebäude noch für eine Zusammenarbeit zwischen Krankenpflege- und Senio-Altenpflegeschule, die derzeit in gemieteten Räumen in Reinheim untergebracht ist.
Während Keller versichert, dass man nach wie vor eine Zusammenarbeit suche, gibt sich Senio-Vorstand Ruppert zurückhaltender: Es sei zwar nicht ausgeschlossen, dass da in Zukunft was zusammenkomme, das sei allerdings nicht die aktuelle Planung des Senio-Verbands.