Frankfurter Rundschau
11.07.2009
Mittendrin statt nur am Rand
Darmstadt Supermarkt und Ärztehäuser sollen das Martinsviertel aufwerten
Über Jahrzehnte hinweg war die Dieburger Straße 24 bis 28 einer der tristeren Orte in Darmstadt. Einst stand dort der Thalia-Filmpalast, 1969 wurde das Kino geschlossen. Das Foyer musste Parkplätzen weichen, in den Zuschauersaal zog ein Supermarkt ein. Von einer angenehmen Atmosphäre aber konnte keine Rede sein.
Das soll sich jetzt ändern. Am Freitag wurde der Grundstein für das Quartierzentrum Martinsviertel gelegt, das sich von der Dieburger Straße bis zur Gutenbergstraße erstreckt. Das Alice-Hospital hatte 2007 zwei rund 4600 Quadratmeter große Grundstücke erworben, um Parkplätze zu bekommen und zwei Ärztehäuser zu bauen. Die Stadt wollte einen Supermarkt im Viertel.
Ärzte, Pflegeschule, Bäcker
An der Front zur Dieburger Straße sollen nun ein vier- und ein fünfgeschossiges Ärztehaus entstehen. In die Ladenzeilen im Erdgeschoss ziehen unter anderem eine Apotheke, ein Sanitätsfachhandel und ein Bäcker ein. In den darüberliegenden Geschossen werden Gynäkologen, Radiologen, plastische Chirurgen und Physiotherapeuten ihren Platz finden, aber auch die Verwaltung des Alice-Hospitals. Und die gemeinsame Krankenpflegeschule von Klinikum, Alice-Hospital und Kreiskrankenhaus Groß-Gerau. Mit 300 Schülern wird sie die größte in Hessen sein.
Das Projekt
15 Millionen Euro kostet das Projekt, im September 2010 sollen die Bauarbeiten fertig sein.
20000 Kubikmeter Erde müssen für den Bau des Gebäudekomplexes ausgehoben werden.
15000 Quadratmeter Geschossfläche sollen entstehen, 7000 davon als Tiefgarage.
60 Mitarbeiter soll der neue Supermarkt mit 1500 Quadratmeter Fläche haben. Hinzu kommen eine über die Dieburger Straße erreichbare Tiefgarage mit 200 Stellplätzen und zur Gutenbergstraße hin ein sechs-Familienhaus mit etwa 800 Quadratmeter Fläche.
"Unser Vorhaben ist ein Zeichen, dass auch in einer Zeit finanzieller Engpässe solch ein Projekt geschultert werden kann", sagte Klinik-Verwaltungsdirektor Richard Röhrig. Mit dem Quartierzentrum Martinsviertel und dem zweiten Bauabschnitt für die Kinderklinik versuche das Alice-Hospital, seine Zukunft zu sichern. Das Krankenhaus hat das Gelände für 60 Jahre in Erbpacht an die Darmstädter Investorengruppe Biskupek-Scheinert weitergereicht.
Da die Gebäude nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten in der Stadt entstehen, sprach Baudezernent Dieter Wenzel (SPD) von einer "Operation am offenen Herzen". Das Projekt sei ein wichtiger Baustein bei der Aufwertung des Martinsviertel. Der Stadtteil ist seit 1972 Sanierungsgebiet. Die Bedeutung wohnortnaher Versorgung betonte Oberbürgermeister Walter Hoffmann (SPD). Die Stadt habe mit ihrem einstimmig beschlossenen Zentren-Konzept den richtigen Weg eingeschlagen. Statt auf Einzelhandel an den Rändern setze Darmstadt auf Märkte in den Quartieren. (eda)