Darmstädter Echo
02.04.2003

Neues Leben regt sich am Ludwigsplatz

Hauptmieter wollen bereits vom Weihnachtsgeschäft profitieren

Nach drei Jahren Stillstand geht es jetzt dank der Knebelkraft der Verträge mit voller Kraft voraus. Karstadt Living am Ludwigsplatz, älteren Darmstädtern noch als Quelle-Haus bekannt, wird von der Firma BKS aus dem langen Dämmerschlaf gerissen und soll bis 15. November revitalisiert werden - so ein Modewort, das die Architekten der Wellness-Branche abgeluchst haben. Ein Bauzaun lässt vermuten, dass die Bauarbeiter die Sache jetzt ernsthaft in die Hand nehmen.

"Das ist unser erstes Innenstadt- und Einzelhandelsobjekt", sagt Peter Kolb, der Living Karstadt zusammen mit seinen Mitinvestoren Peter Biskupek und Ulrich Scheinert von der Mengler Gruppe übernommen hat (Foto rechts). Detlev Mengler sei jetzt "nicht mehr maßgeblich" beteiligt, erklärt Kolb. Die Firma BKS hat unter anderem den Praktiker-Baumarkt und das Atrium-Office in der Hilpertstraße gebaut und engagiert sich auf dem ehemaligen Burdagelände in Darmstadt. Es ist spezialisiert auf Büroflächen, Gewerbenutzung und Supermärkte.

LP 6 ist der Arbeitstitel für das neue Geschäftshaus, dessen alte Hülle komplett erneuert wird. Die Abkürzung steht für Ludwigsplatz 6. Rund 42 Millionen Euro wird der Umbau des Hauses mit einer Mietfläche von rund 15 000 Quadratmeter kosten. Auf den vier Ebenen werden Geschäfte für Lebensmittel (Aldi), Unterhaltungselektronik (Saturn), Mode und Sport (vielleicht Sport-Hübner) und ein Café-Restaurant untergebracht.

Im Sommer werden Kaffee, Kuchen und kleine Speisen auch draußen serviert. Gastwirt Klaus Kresbach (Nachrichtentreff, K.&K.-Café) hält eine Mischung von chinesischem und kubanischem Ambiente für erfolgversprechend. „Asia de Cuba“ nennt er sein jüngstes gastronomisches Kind. In einer Lounge können die Gäste in Clubsesseln ihre im Humidor perfekt befeuchteten Zigarren genießen, in einem Club mit 150 Sitz- und Stehplätzen Musik hören und tanzen.

Ins Penthouse im obersten Stockwerk mit der breiten Terrasse ziehen ein Fitness-Studio, eine orthopädische Praxis und Bürogemeinschaften ein. Eine lichtdurchflutete Atriumzone mit japanischem Garten, für die zehn Parkplätze des Parkhauses geopfert werden, soll den Büroangestellten eine Augenfreude sein. Nach Angaben der Investor-Firma BKS sind bereits 70 Prozent der Verkaufsflächen vermietet und die restlichen 30 Prozent immerhin fest reserviert. Von den Büros und Dienstleistungsflächen ist noch die Hälfte zu haben. Das angeschlossene Parkhaus mit 530 Plätzen bleibt weiterhin offen und wird im April/Mai umfassend renoviert.

Beim Rundgang durch das gespenstisch leerstehende Haus brauchten Oberbürgermeister Peter Benz und Stadtbaurat Hans-Jürgen Braun am Mittwoch noch viel Phantasie, um sich die künftigen Geschäftsbereiche vorzustellen. Von den aufgerissenen Decken hingen die Kabel herab, an den Wänden klebten Tapeten von „Living-Karstadt“, kleine Geröllberge türmten sich auf dem Betonboden. Dennoch zeigte sich Peter Kolb zuversichtlich, den Kosten- und Zeitplan einhalten zu können. Mit den Hauptmietern sei die Eröffnung zum 14. November 2003 fest vereinbart. Sie wollen noch vom Weihnachtsgeschäft profitieren.

Oberbürgermeister Benz äußerte seine Zufriedenheit darüber, dass sich an einem der attraktiven Innenstadt-Plätze wieder neues Leben regt. Dafür hätten die komplizierten Eigentumsstrukturen erst überwunden werden müssen. Wer in der Innenstadt Grundstücke besitze, habe eine wichtige Verantwortung gegenüber der Stadtgesellschaft. Er sei verpflichtet, Leerstände so kurz wie möglich zu halten. Dabei dürfte er der Unterstützung der Stadtverwaltung sicher sein. Wo die Stadt direkten Einfluss nehmen könne, etwa über den Bauverein, werde davon unmittelbar Gebrauch gemacht, wie jetzt zum Beispiel die Häusersanierung in der Luisenstraße. Vom Objekt LP 6 erhofft sich Benz, dass es dem Platz rund um den Bismarckbrunnen das alte Flair wiederbringt und ein Erfolgsmodell wird.