Darmstädter Echo
17.08.2011
Sanierung der Hofreite am Fischbrunnen beendet
Sanierung: Mit einem Fest feiern Höchster Bürger, Integra und Investor den Einzug in die
Es ist erstaunlich, was sich aus einer von
Vielen als Geschenk kritisierten Entscheidung
entwickelt hat.“ Diese Feststellung traf Horst
Klingmann, Leiter des Bereichs Wohnen der
Integra GmbH, nun in Höchst anlässlich der
mit dem Musik-Event „Jazz und Swing im
Hof“ gefeierten Übernahme der oberen
Geschosse im Hauptgebäude der Hofreite am
Fischbrunnen für das betreute Wohnen
gehandicapter Menschen.
Mit diesen Worten erinnerte Klingmann an
jene Zeitspanne, in der Erhalt und Nutzung
des einst herunter gekommenen und dem
Verfall preisgegebenen Gemeinde eigenen
Fischbrunnen-Anwesens für
kommunalpolitischen Zündstoff gesorgt, zu
Grabenkämpfen und auch zu persönlichen
Anfeindungen geführt hatte. Gegen den Widerstand und die Profilierungsversuche Einzelner
sowie mit der mehrheitlichen Erkenntnis, dass das Projekt Hofreite am Fischbrunnen von der
dauerhaft finanziell klammen Gemeinde allein nicht zu stemmen ist, hatte sich das
Kommunalparlament schließlich dafür entschieden, das Anwesen unter bestimmten Auflagen
der Investorengruppe Biskupek und Scheinert für einen symbolischen Kaufpreis zu überlassen.
Der damit verbundene Aufschrei der Widersacher dürfte spätestens jetzt verhallt sein.
Auch Investor Peter Biskupek gab sich versöhnlich: „Die Zeit hat die Wunden geheilt.“ Letztlich
zähle das, was geschaffen worden sei, für die Menschen, die künftig auf diesem Anwesen lebten
und arbeiteten und für die Gemeinde, der auf diese Weise wertvoller historischer
Gebäudebestand habe erhalten werden können. Biskupek räumte ein, dass es nicht einfach
gewesen sei, ein tragfähiges Vermarktungskonzept für die Hofreite zu finden und umzusetzen.
„Horst Klingmann hat in mir ein Feuer entfacht, aus dem unser gemeinsames betreutes
Wohnprojekt in der Hofreite entstanden ist“, so Biskupek, der im Vorfeld durch den Kontakt mit
einer Einrichtung in Roßdorf einen umfassenden Einblick in das Leben behinderter Menschen
und die Arbeit für diesen Personenkreis erhalten hatte.
Mit der daraus resultierenden Erfahrung habe sich für ihn eine besondere Einstellung zu diesem
Lebensbereich aufgetan, dem verstärkt Hilfe von außen zuteil werden müsse. So sei dieses
Wohnprojekt während der gemeinsamen Planungsphase mit der Integra nicht nur zur
Herzensangelegenheit geworden, sondern habe auch zu einem sinnvollen Nutzungskonzept
beigetragen. Neben den Wohnungen für die Integra-Schützlinge haben ein Blumenladen und ein
Geschäft für Wohnaccessoires in der Hofreite Quartier genommen (wie bereits berichtet).
Auch Integra-Geschäftsführer Detlev Blitz zeigte sich begeistert: „Hier ist ein lange umstrittenes
Objekt in einen wunderbaren Zustand versetzt und ein Teil Alt-Höchst neu belebt worden.“ Für
die sechs ambulant betreuten Integra-Bewohner sei im Haus ein Wohlfühl-Ambiente entstanden
und zudem die Möglichkeit der Teilhabe am öffentlichen Leben, selbst bestimmt und nicht mehr
ausgegrenzt.
Um das Anwesen von Grund auf fachgerecht und entsprechend den Vorgaben des
Denkmalschutzes zu sanieren und dem Ensemble zu neuer Blüte zu verhelfen, hat der Investor
während der dreijährigen Planungs- und Bauphase 1,5 Millionen Euro in die Hand genommen.
Dafür wurden Haupt- und Nebengebäude teilweise entkernt, marode Konstruktionsteile des
Fachwerks ausgebessert oder erneuert und die übrige Substanz unter Verwendung alter
Baustoffe im Einklang mit der farblichen Fassadengestaltung in bestmöglichen Originalzustand
versetzt. Zudem lässt sich beim Ausbau der Obergeschosse des Haupthauses zu Wohnzwecken
durchaus von einer architektonischen Spitzenleistung sprechen.
Vorausgedacht hat der Bauherr bei der Gestaltung des Hofbereichs. Durch diesen führt ein
öffentlich zugänglicher Weg zwischen Erbacher- und Elisabethenstraße, über den in nicht allzu
ferner Zukunft nach den Vorstellungen von Biskupek eine „Fischbrunnen-Passage“ erschlossen
werden könnte.
Der Freude aller Beteiligten über das gelungene Werk hat schließlich das zum Volksfest mutierte
Event „Jazz und Swing im Hof“ Ausdruck verliehen. Nicht allein die virtuos vorgetragenen Jazz-
Titel des hochkarätig besetzten „Wilson De Oliveira Quartetts“ und die vom Darmstädter „Swing
Sound Orchestra“ perfekt intonierte Reise durch die Swing-Ära haben dieser Veranstaltung ein
Gütesiegel verdient.
Es waren auch die vielen Menschen, die an diesem Nachmittag mit den Füßen über das
Gesamtkonzept „Hofreite am Fischbrunnen“ abgestimmt und durch vielfältiges Miteinander den
künftigen Bewohnern das Gefühl vermittelt haben, angekommen zu sein. Angesichts dieses
Erfolges ist bereits eine ähnliche Veranstaltung für das nächste Jahr ins Auge gefasst worden.