Darmstädter Echo
02.10.2010
Vom Container in den Multimedia-Saal
Ausbildung: Im neuen Bildungszentrum für Gesundheit Mathildenhöhe lernen 254 Schüler drei Pflegeberufe
Drei Stockwerke, 1800 Quadratmeter und Platz für 300 Schüler: Am Freitag wurde in der Dieburger Straße das Bildungszentrum für Gesundheit (BZG) Mathildenhöhe eröffnet. Die neue Krankenpflegeschule ist hessenweit die größte Bildungseinrichtung für Pflegeberufe. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Klinikum Darmstadt, Alice-Hospital, den Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret sowie dem Kreiskrankenhaus Groß-Gerau, deren Schüler zuvor auf unterschiedlichen Standorte verteilt waren.
Künftig werden im BZG junge Leute in drei Berufen ausgebildet: Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflegehilfe. In Zukunft will Schulleiter Arndt Blessing auch eine Ausbildung für Hebammen anbieten: »Die Vorbereitungen laufen, aber wir können das frühestens nächstes Jahr realisieren«.
Auch am Neubau selbst muss noch gearbeitet werden, denn ganz fertig ist das Gebäude bisher nicht - Elektriker und Maler arbeiten an den Feinheiten, Tische und Stühle stehen noch nicht an ihrem Platz und Unterrichtsutensilien fehlen. »Ich hoffe, dass alles in spätestens 14 Tagen fertig ist«, sagt Blessing. Er freut sich auf das Lehren und Lernen in den neuen Räumen: »Die Ausbildungssituation der Schüler verbessert sich.« Das meint auch Jutta Henninger. Die Sechzigjährige war zuvor Schulleiterin der Pflegeschule in Groß-Gerau. Mit ihren Schülern war sie in Containern im Park des Kreiskrankenhauses untergebracht, dort habe es nicht so viele Möglichkeiten gegeben.
Die Ausstattung der Schule ist üppig: Lehrern und Schülern stehen auf beiden Etagen insgesamt zehn Unterrichtsräume zur Verfügung, die mit der modernsten Technik versehen sind. Jeder Raum verfügt über eine elektrische Tafel, auch Leinwand und Beamer sind Standard. »Wir haben zwar zwei Kreidetafeln mitgebracht, aber eher aus Nostalgie«, so Blessing. Darüber hinaus können die Auszubildenden auf beiden Etagen je eine Küche und eine Bibliothek nutzen.
Die Schüler sind gespannt: »Ich erwarte ein effizienteres Lernen mit der modernen Technik«, sagt Andreas Drott (24), der Krankenpfleger werden will, genauso wie Carina Grunau (18), die schon eine Ausbildung zur Krankenpflegehelferin in Groß-Gerau gemacht hat. Für sie bedeutet das neue Gebäude eine Umstellung: »Früher in der Schule und dann in den Containern gab es nur Kreidetafeln - mal sehen, wie der Unterricht in den Multimedia-Sälen läuft.«
Die Büros der Lehrer sind mit den Klassenräumen vernetzt, sodass der Lehrer den Unterricht auf seinem Rechner vorbereiten und von jedem Saal auf seine Dokumente zugreifen kann. Präsentationen müssen so weder gedruckt noch mit einem Datenstick transportiert werden.
In einem der Seminarräume ist eine Kamera an der Decke befestigt, deren Aufnahmen auf die Leinwände der anderen Säle projiziert werden. So können theoretisch alle Schüler von einem Raum aus unterrichtet werden. Auch Live-Schaltungen aus den Operationssälen des Alice-Hospitals sind möglich, sodass man bei den Eingriffen direkt zuschauen kann. Dies ist jedoch nicht für die Pflegeschüler gedacht, sondern für Ärzte bei Kongressen und Fortbildungen, die ebenfalls dort veranstaltet werden sollen. »Wir wollen den Bau nicht als reine Schule verstanden wissen, sondern als Bildungszentrum im Gesundheitsbereich«, erklärt Blessing.
Die Kosten von drei Millionen Euro für den Rohbau übernimmt das Land. Hinzu kommen weitere Investitionen von rund 300 000 Euro für die Einrichtung: Darunter fallen nicht nur Tische und Stühle, sondern auch die elektronische Ausstattung und Anschauungsmaterial. Die Kosten dafür teilen sich die vier Gesellschafter. Die Investorengruppe Biskupek-Scheinert hat insgesamt 15 Millionen Euro in die vier Neubauten des Quartierzentrums investiert, wo neben der Pflegeschule auch ein Lebensmittelmarkt und ein Ärztehaus untergebracht sind.
In der Pflegeschule haben am Freitag 93 Schüler ihre theoretische Ausbildung begonnen, insgesamt lernen dort ab Montag 254 Schüler in zwölf Klassen. Für ihre Ausbildung sind 20 Lehrkräfte verantwortlich. Die früheren Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsplätze werden anderweitig weitergenutzt - nur die Container in Groß-Gerau sollen in den nächsten Tagen abgerissen werden.